„Run Azores“ – Four Races, Four Days: One Wonderful Running Experience

Der Entscheid, im September auf die Azoren zu fliegen um bei der ersten offiziellen Austragung der Laufchallenge „Run Azores“ mitzulaufen, fiel eher spontan. „Run Azores“ erstreckt sich über vier Tage und beinhaltet vier Laufetappen. Es gilt, insgesamt 50 Kilometer (zusätzlich ungefähr noch 20 Leistungskilometer) auf geteerten Stadtstrassen, Wald- und Uferwegen sowie Vulkanpfaden zu bewältigen.

Die Challenge wurde von Mike Gratton, dem ehemaligen Sieger des London-Marathons, ins Leben gerufen. Seiner Sportevent-Agentur verpasste er seine nennenswerte Siegerzeit von damals als Namen: 2.09.

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Zusammen mit einer Gruppe Schweizer Läufer traf ich also am letzten Sonntagmorgen um ca. 1:00 Uhr in aller Früh im Hotel auf den Azoren ein. Nach der unschönen Botschaft, dass im gebuchten Hotel nun plötzlich kein einziges Zimmer mehr frei ist, suchten wir ein neues, uns zugeteiltes Hotel auf. Nach einer dadurch eher kurzen Nacht nahmen wir uns für den Tag nichts weiteres vor als „anzukommen“. Das Abendprogramm bestand aus dem Briefing der Etappenläufe durch den Organisator Mike Gratton.

Am Montagnagmorgen um 8:00 Uhr startete die Challenge in Ponta Delgada. Die kurze, jedoch schnelle Laufstrecke der Etappe #1 über 5.1 Kilometer führte uns auf den Uferstrassen entlang durch das Hafengebiet. Ich lief als dritte Frau mit einer Zeit von 22.32 (4.25/km) ein. Das Whalewatching am Nachmittag sowie das gemeinsame Abendessen rundeten unseren ersten Etappen-Tag ab. An das Thema Ausgang war an dieser Woche nicht zu denken, denn der Wecker klingelte jeweils viel zu früh und bei den Azoren handelt es sich nicht wirklich um eine Destination, die für ihr Nachtleben bekannt wäre – zu meinem Glück, ihr kennt mich.

Der frühe Dienstagmorgen brachte uns die Etappe #2 und mit ihr die 45-minütige Carfahrt zum Start nach Sete Cidades im Westen der Insel. Im Nachhinein betrachtet, brachte mir dieser Tag zudem das Highlight der Woche – der schönste Halbmarathon, den ich je gelaufen bin.

Die Etappe startete mit einem steilen Aufstieg zum Kraterrand, auf welchem die darauffolgenden 14 Kilometer absolviert wurden. Was ich auf diesen 14 Kilometer erlebt und gefühlt habe, werde ich niemals in Worte fassen oder auch nur annähernd realistisch beschreiben können. Ich war schlichtwegs sprachlos. An den einigen Malen, an denen mir Tränen aus purer Freude über die Wangen kullerten, war entweder eine Katze (Cat lady, jawohl!) oder unsere atemberaubende, unglaubliche Natur schuld. Wie auch an jenem Tag. Ich weinte etwas, sprach mit mir selbst und lief. Es war einfach nur wunderschön, dort, hoch oben auf dem Kraterrand, zu laufen. So sehr liebte ich meinen Sport wohl noch nie.

Nach einem steilen Abstieg hinunter zu den beiden Kraterseen, verliefen die letzten 2-3 Kilometer flach durchs Städchen Sete Cidades. Die 21.4 Kilometer beendete ich am Ufer des Vulkansees mit einer Zeit von 1.56 als vierte Frau. Nach dem anschliessenden Bad im blauen Kratersee, fuhren wir mit dem Car retour ins Hotel. Da ein Kollege unserer kleinen Gruppe aus der Schweiz in Sete Cidades noch Kaffee trinken wollte und ihn niemand von uns vermisste, fuhren beide Busse ohne ihn los. Am Abend tauchte er wieder im Hotel auf – der Kaffee sei anscheinend gut gewesen. Für ihn war die Challenge aber leider vorbei, er musste aufgrund von Knieschmerzen aufgeben.

Am Mittwochmorgen wachte wohl niemand von uns Läufer ohne Muskelschmerzen auf. Bereits beim Gang zum Frühstücksbuffet konnte man jegliche, nicht besonders gesund wirkende, Laufstile beobachten. Ich denke, ich zähle mich hier ebenfalls dazu.

Der 60-minütige Transfer in den Osten der Insel zum Start der Etappe #3 schienen plötzlich alle sehr zu geniessen. Bei den heissen Quellen und Geysire von Lagoa das Furnas wurden wie auf die wiederum kürzere Laufstrecke mit einer Distanz von 6.5 Kilometer geschickt. Der Lauf rund um den See wurde als Verfolgungsrennen abgehalten. Die Ergebnisse der ersten beiden Etappen wirkten sich auf die Startzeit der dritten Etappe aus – die Schnellsten starteten am Schluss, die Langsameren zu Beginn. Ziel der Organisators war es, alle gemeinsam im Ziel eintreffen zu lassen. Vielleicht eine etwas mutige Idee wenn man bedenkt, dass die Zeitmessung noch ganz manuell und ohne Chip erfolgt.. Die Rangliste war von diesem Tag an dann auch eher improvisiert als korrekt. Nach einem Bad im heissen Thermalbad kehrten wir erneut mit dem Bus zurück nach Ponta Delgada. Ich war wieder dritte Frau – nur gerade zwei Sekunden vor der Viertplatzierten. Zum Dessert gab es eine Massage.

Die Etappe #4, auch bekannt als Serra Tronquiera Trail Run, erwartete uns am Donnerstagmorgen, dem finalen Tag unserer Challenge. Auf den ersten 6 Kilometer stieg die Strecke stetig an. Nach der ersten Verpflegungsstation, kehrte sich das Profil um, und der Rest des 17 Kilometer langen Trails führte uns leicht abwärts bis nach Nordeste. Demenstrechend war auch das Tempo hoch. Blöd nur, wenn man einen Schuh so fest zuschnürt, dass einem alle Zehen einschlafen und man einen Stop einlegen muss um die Schuhe neu zu schnüren – Jap, Anfängerfehler, Ilona.

Schlussendlich konnte wahrhaftig ins Ziel „gerollt“ werden, wo allen Finishern die „Run Azores“-Medaille überreicht wurde. Mit einer Zeit von 1.29 schloss ich die finale Etappe und somit die Challenge zufrieden ab. Am Abend bei der Preisverleihung im Hotel Azor liessen wir die Challenge-Woche bei einem Festessen nochmals Revue passieren. Müde aber glücklich, fielen wir alle ins Bett – nachdem wir alle erfolgreich ins Hotel zurückgehumpelt sind, versteht sich.

Die Woche brannte sich tief in meine Erinnerungen und die Menschen, die ich kennenlernen durfte, tief in mein Herz ein. Dem „Run Azores“ und den 2.09 Events wünsche ich eine tolle Vorbereitungszeit für die zweite Austragung – bis in einem Jahr, vielleicht.. Es war wundervoll!

Über „Run Azores“: runazores.com

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